An Tag vier der Reise stand eines der Highlights auf dem Plan: Mostar. Die Stadt ist vor allem für Ihre alte Brücke bekannt und - leider - dafür, dass sie während des Bosnienkriegs heftig umkämpft war. Da es mit dem ausschlafen irgendwie noch immer nicht klappen wollte, machte ich mich wieder bei Zeit daran, mein Zelt abzubrechen, wobei ich fast die Campingplatzkatze mit eingepackt hätte.😄
Danach waren es immer noch 20 Minuten, bis die Rezeption öffnen würde, also hatte ich Zeit für einen kleinen Technikcheck. Beim Blick auf den Hinterreifen dachte ich mir das erste Mal, dass es mit meiner geplanten Fahrstrecke unter Umständen etwas knapp werden könnte. Eine kurze Überschlagsrechnung ergab: Streich' "unter Umständen" und "könnte", es wird knapp!. 😳 Aber unterwegs wäre noch genug Zeit zum Überlegen, also erstmal ab auf die Straße.
Die Fahrt nach Mostar verlief weitestgehend unspektakulär, im Umfeld der Stadt begann mich die Landschaft jedoch zunehmend an das Set eines Spaghettiwesterns zu erinnern, mit weiter, zerklüfteter Steppe und so. In Mostar angekommen ist die Altstadt kaum zu verfehlen – außer für mich natürlich. 🙄 Dank meiner kleinen Runde fand ich aber eine schöne Bar in der Rade Bitange, an der ich mein Motorrad abstellen konnte. Mittlerweile war es ordentlich warm geworden und ich war entsprechend froh, Helm und Jacke in der Bar zu deponieren und mich zu Fuß auf den Weg in die Altstadt zu machen.
Die Altstadt von Mostar ist wirklich schön, aber auch wirklich übersichtlich. Faszinierend ist auch, wie die Häuser der Stadt in das steile Ufer der Neretva eingelassen sind. Von der Brücke springen regelmäßig junge Männer in den Fluss - gegen Bezahlung, denn umsonst wäre ja noch verrückter. Wir sprechen hier von ca. 20 Metern und auch im Sommer ordentlich kaltem Wasser. Auch die Umgebung von Mostar soll noch einiges zu bieten haben, so z.B. einige Relikte aus dem Krieg und tolle Aussichten von den Bergen rund um die Stadt. Leider ist mir das erst bei meinen Recherchen zum TET aufgefallen – muss ich halt später nochmal hin.🤩
Eigentlich sollte die Weiterfahrt nach Dubrovnik führen. Da aber nicht nur mein Hinterreifen sondern auch mein Budget schneller abnahm, als erwartet, beschloss ich nochmals eine Station zu überspringen. Statt Dubrovnik ging es direkt nach Drvenik und damit schon langsam wieder heimwärts. Die Strecke führte entlang der Neretva, um dann kurz vor der Mündung auf eine wunderschöne Küstenstraße abzubiegen, die mich bis zu meinem neuen Tagesziel führte. Der Campingplatz lag in Terrassen zwischen ebendieser Küstenstraße und dem Meer in die steile Küste gebaut. Auf der anderen Straßenseite erhob sich das Biokovo-Gebirge mit dem zweithöchsten Gipfel Kroatiens. Ankunft war am frühen Nachmittag, ich hatte also nochmal etwas Zeit zum Entspannen und um den Blick auf Hvar und die anderen Adria-Inseln zu genießen.
Der Platz bei Drvenik war zwar schön gelegen, sonst aber nicht unbedingt ein Highlight. Da ich vorab bezahlt hatte, konnte ich bei Zeit abreisen und mich nochmal der tollen Küstenstraße zuwenden. In der Kühle des Morgens ging es bis nach Makarska und dann auf die Schnellstraße, um etwas Strecke gut zu machen. Das heutige Ziel hieß Nationalpark Plitvicer Seen.
Die vorletzte Etappe führte nach Österreich an den Ossiachersee. Der Campingplatz Berghof war fast schon etwas verwaist. Zumindest hatte ich absolut feie Platzwahl auf der Zeltwiese und auch am Ufer musste man sich nicht gerade um Plätze an der Sonne schlagen. Umso besser, da das Wetter und auch die Wassertemperaturen noch absolut urlaubstauglich waren. Am nächsten Morgen wurde dann aber schon deutlich, dass es langsam Herbst wurde, denn in den Morgenstunden wurde es frisch auf dem Sattel – vor allem an den Fingern.
In Summe war die Tour knappe 2750 km lang. Bis auf Dubrovnik habe ich alle Zwischenziele erreicht und auch letzteres wäre wohl noch drin gewesen, denn die letzten Millimeter des Reifens hielten sich eisern. Meine Sorgen waren in dieser Hinsicht absolut unbegründet, denn die 10000 km konnte ich tatsächlich noch voll machen. Ich wollte nicht großartig vorausplanen und einfach spontan entscheiden – auch das hat prinzipiell funktioniert, auch wenn mir die ein oder andere Sehenswürdigkeit entgangen ist. Was mich an Kroatien und vor allem Herzegowina besonders gereizt hat, waren die vielen Schotterstrecken, die ich von den Hauptstraßen sehen, aber mit der MT nicht befahren konnte.😥 Von Schotter bis zu härterem Gelände scheint hier noch vieles machbar zu sein, von daher steht weiteren Balkantouren nichts im Weg. Außerdem gibt es in der Region noch zahlreiche weitere Länder zu erkunden - Ick freue mir! 🤗